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Hot Dog Club Titlis – Freeskiing in Engelberg vor 30 Jahren

Titlis Hot Dog Club

Das ist ein Auszug aus dem Ski Lodge Bulletin, dem jährlichen Hotelmagazin der Ski Lodge Engelberg. Sie können die gesamte Ausgabe hier online lesen oder sich in unserer Bar ein gedrucktes Exemplar abholen. Viel Spass beim Lesen!

Wenn man sich die Geschichte der Bad Boys des Titlis ansieht, tauchen einige Themen immer wieder auf. Sie lebten nach dem Prinzip, dass es beim Skifahren nie darum ging, die Dinge zu ernst zu nehmen, und dass der Spass immer das wichtigste Nebenprodukt ihrer Zeit am Schnee war.

In den 80ern waren neonfarbene Einteiler und passende Kriegsbemalung der letzte Schrei am Berg. Auch superlange, dünne Skier, die die Wendigkeit eines Öltankers hatten, trugen dazu bei, dass dieser Abschnitt der Skigeschichte häufig einfach übersehen wird.

Wenn man sich allerdings genauer über den Hot Dog Club Titlis informiert, findet man schnell heraus, dass es sich dabei nicht um normale Glam Rock Skifahrer handelte. Die Mitglieder waren extrem talentierte Skifahrer, die eine neue Art des Skifahrens populär machten, welche vom aussergewöhnlichen Olympiateilnehmer Hans Ettlin begründet wurde. Er war ein Multitalent und nahm als Turner an zwei Olympischen Spielen teil (1968 und 1972), trainierte das Schweizer Freestyle-Team und nahm bei den Weltmeisterschaften eine Bronzemedaille im Kanufahren (?!) mit nach Hause – in diesem Club ging es daher nie um Tee und Kuchen nach einigen netten Schwüngen.

Ein frühes Mitglied des Clubs, Chris Balmer, der jetzt für Alpine Legends arbeitet und bereits in Engelberg lebte, bevor Skier breit waren und Menschen über „Pow Shredding“ und „Cliff Hucking“ sprachen, gab uns einige Einblicke.

– Wir fuhren Ski, weil es Spass machte, und wir hatten nie den Plan, mit unserem Skifahren „etwas zu erreichen“. Mein Bruder und ich traten dem Club Ende der Siebziger bei, als ich noch jung war. Wir hatten vorher nie an Wettbewerben teilgenommen, aber die Gründer nahmen uns unter ihre Fittiche und begannen, uns zu trainieren. Einige von uns hatten sehr viel Talent, einige weniger!

Das Clubmitglied Sonny Schönbächler war eines der unglaublichen Naturtalente und immer frustrierend gut – egal wie viel er trainiert hatte. Für die meisten von uns waren die Clubmitgliedschaft und das harte Training zu Van Halens „Jump“ der Höhepunkt des Skifahrens, Sonny schaffte es aber als persönliches Karriere-Highlight, bei den Olympischen Spielen in Lillehammer 1994 olympisches Gold im Freestyle-Springen zu holen.

Dani Friedli, der jetzt das OKAY-Geschäft in Engelberg betreibt, erinnert sich daran, dass einige Aspekte des Trainings mehr Spass machten als andere…

– Wir nahmen an Skiballet-, Buckelpisten- und Freestyle-Sprungwettbewerben teil. Skiballet mit seinen Hüftschwüngen und Sternsprüngen machte nicht gerade am meisten Spass, wir konnten aber immer wieder einmal eine Runde im Pulverschnee drehen, falls uns langweilig wurde. Es war toll, da damals niemand tiefschneefuhr und wir immer mit unseren frischen Spuren allein waren – wenn man sich allerdings die Skier und die Ausrüstung ansieht, die wir damals verwendeten, war das nicht wirklich überraschend!

Wenn wir nicht gerade an Wettbewerben teilnahmen, veranstaltete der Club häufig Freestyle-Shows am Titlis. Am Anfang wurden wir für diese Shows mit Essen und Getränken bezahlt, nach einer Weile fand ein cleverer Bursche allerdings heraus, dass es billiger ist, dem Club ein kleines Gehalt zu bezahlen, da die Mitglieder immer so „durstig“ waren. Da wir in luftundurchlässigen Anzügen zu den Klängen von Salt N‘ Pepas „Push it“ oder Michael Jacksons „Billie Jean“ tanzten, sparte diese Entscheidung wahrscheinlich einen Betrag, der ein durchschnittliches Schweizer Bankkonto übersteigt!

Chris Balmer lacht, als er sich an die berüchtigte „Champagner-Show“ erinnert, welche den Durst der Mitglieder unterstrich:

– Eine Show wurde von einer Champagnermarke gesponsert, die unzählige Flaschen im Schnee um die Schanze herum platzierte. Genau als wir loslegen wollten, zog dichter Nebel auf, der die Show verzögerte – er war aber auch das perfekte Versteck für die Clubmitglieder, die es sich nicht nehmen liessen, den Champagner zu „testen“. So schnell der Nebel aufgezogen war, so schnell verschwand er auch wieder, weshalb wir uns beeilen mussten, um zur Schanze zurückzukehren und die Show zu starten. Ich glaube, dass die Sonne gerade im richtigen Moment herauskam und es wurde eine der besten Shows, die wir je geliefert haben. Und niemand war nervös! Ha ha.

Anfang der Neunzigerjahre begannen Dani und Chris zu arbeiten und irgendwann verloren die Freesytyle-Disziplinen – und der Club – an Popularität. Falls Sie allerdings jemanden sehen, der einen doppelten Rückwärtssalto von einer Schanze macht oder auf einer flachen Piste eine perfekte Pirouette hinlegt, dann könnte es sich um ein ehemaliges Mitglied des Titlis Hot Dog Clubs handeln, das etwas Spass hat und dabei wirklich brilliert.

Bildnachweise: Chris Balmer – vielen Dank!

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